Jedes Jahr aufs Neue entwickelt sich rund um den Jahreswechsel die Diskussion über Sinn und Unsinn des Silvesterfeuerwerkes. Neben den Kosten, dem Feinstaub und dem Müllproblem sorgt die Knallerei auch für unglaublich viel Stress in der Tierwelt. Dass unsere Bienen ebenfalls in Unruhe geraten, macht der Bericht unseres Vereinsmitglieds Frank von Daak deutlich:
„Meine Bienen stehen auf 2 Zargen (Zander) an einem recht gut geschützten Ort auf unserem Grundstück. Die nächsten Silvester-Knaller wurden in mindestens 15m Luftlinie hinter den Völkern, geschützt durch eine dichte Hecke und Garagen abgefeuert. Das Flugloch zeigt in Richtung Wald – aus dieser Richtung kam eher keine Knallerei.
Nun hatte ich mir vor einigen Wochen eine kleine Mess-Station gebastelt, die neben dem Gewicht auch an verschiedenen Messpunkten die Temperatur innerhalb (t1 und t3) und außerhalb zweier Völker misst. Die Temperaturfühler hängen dabei zwischen den beiden Zargen relativ weit hinten (fluglochfern) in den Beuten. Die Bienen sitzen zur Zeit eher nah am Flugloch, so dass sie die Temperaturfühler für gewöhnlich nicht berühren. Die Temperaturfühler t2, t4 und t5 messen die Außentemperatur. Einmal am Boden, einmal direkt an der Waage und einmal oberhalb der Beute.
Wie man aus den Messwerten der gestrigen Nacht sehr schön erkennen kann, gab es um Mitternacht, mit Einsetzen der Knallerei, dann eine große Aufregung im Stock, die die Bienen wohl dazu veranlasst hat, sich möglichst weit nach hinten zurück zu ziehen. (siehe angehängte Grafik: rosa t1 = Brutraum Volk 1; dunkelrosa t3 = Brutraum Volk 2). Ich vermute, dass der geringere Ausschlag bei t3 dadurch begründet ist, dass sich die Bienen in dem Volk sich nicht so sehr nach hinten in den Kasten zurück gezogen haben, dass der Fühler in der Traubenmitte hing.
Ich hatte bisher nur davon gelesen, aber die Grafik bestätigt sehr schön, dass unsere Bienen, genau wie andere Tiere, recht empfindlich auf die Knallerei reagieren.
Ergänzend (…) kann ich leider noch berichten, dass die gestrige Nacht wohl auch zu einem vermehrten Totenfall geführt hat. Ich habe gerade einen Blick durchs Flugloch gewagt und dabei gesehen, dass dort heute ca. 100-150 tote Bienen auf dem Gitterboden liegen – was deutlich mehr ist als sonst üblich.“
Die Grafik zeigt außerdem, dass die Bienen mehrere Stunden brauchen, bis sie sich wieder halbwegs beruhigt haben. Hoffen wir, dass unsere Bienen in der Silvesternacht nicht allzu viel Energie verbrauchen mussten und weiterhin gut durch den Winter kommen. Wir als Imker und Tierhalter können nur mit eigenem Verhalten als Vorbild für andere vorangehen und Aufklärungsarbeit in der direkten Nachbarschaft leisten.
Text: Kerstin Kopp, Frank von Daak
Grafik: Frank von Daak
Quelle: https://koelner-imkerverein.de/2019/01/07/gestresst-ins-neue-jahr/